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Friday, April 8, 2016

Famulatur in der Heimat, Indonesien


 

Ich war am Anfang meiner Famulatur in der Heimat nicht sehr begeistert. Schon vor 6 Monaten bewarb ich mich an einem privaten Krankenhaus für die Famulatur. Da es in Indonesien nicht üblig ist, dass Medizinstudenten vor der PJ-Zeit schon im Krankenhaus  ihr Praktikum absolvieren, habe ich in den Bewerbungsunterlagen eine Liste über meine Tätigkeiten angegeben. Diese Liste diente zur Orientierung für das Personal, um die benötigten Informationen während der Famulatur zu erläutern. Dazu gehörten z.B Patienten anamnese, Katether anlegen, Blut abnehmen, intubieren, Verband wechseln, EKG anlegen und Operation assistieren usw.

Am 1. Tag meiner Famulatur wurde mir vom Leiter nur erlaubt zu beobachten. Die  Patienten-anamnese darf nur mit Begleitung der Krankenpflege durchgeführt werden. Invasive Maβnahmen durfte ich kaum. Da es  ein privates Krankenhaus ist, wo Patienten privat bezahlen müssen und es sich meistens um angesehene Patienten handelt, möchte das Krankenhaus nicht die Patienten von noch-nicht-examinierte medizinischem Personal untersuchen lassen. 

Ich konnte dort leider nicht ein Monat lang ohne praktische Aktivitäten bleiben, weshalb ich direkt ein anderes Krankenhaus kontaktiert habe. Das zweite Krankenhaus, was ich gefunden hatte war das RS Dompet Dhuafa Hospital. Auch dies ist ein privates Krankenhaus, jedoch dient es für die ärmere Bevölkerung. Mein Pflegepraktikum im Jahr 2013 hatte ich ebenfalls hier absolviert.

Das Gesundheitssystem in Indonesien ist anders als in Deutschland. Die Patienten müssen die Behandlungskosten selbst zahlen. Eine geringe oder ausführliche Behandlung ist abhängig vom Patienten, ob sie viel Geld haben oder nicht. Die Gesundheit wird hier auch oft als Business-marketing missbraucht. Kein Wunder, wenn die Behandlungskosten unterschiedlich teuer sind und die ärmere Bevölkerung nicht d ie Möglichkeit für eine  ausführliche medizinische Versorgung besitzt.

Seit 2014 wurde jedoch ein neues System eingeführt. Das neue Versicherungssystem heiβt BPJS, verpflichtet die Pflicht für Beamte, Armee und Polizei. Die normale Bevölkerung sollten auch die Versicherung haben. Das neue Versicherungssystem wird aber noch diskutiert, viele Pro und Kontra dazu. Viele indonesische Bevölkerung sind damit unzufrieden. Das Problem ist, BPJS gibt die Krankenhäuser sehr niedrige Versorgungskosten. Dadurch geben viele Krankenhäuser schlechte Behandlung zu ihren Patienten. Ich nehme ein Beispiel. Ein Patient mit totalem Verschluβ der Herzkranzgefäβe kommt ins Krankenhaus. Er sollte mit Fibrinolitik wie Alteplase behandelt werden. Alteplase 100mg kostet ungefähr 7,6 Million Rupiah. BPJS gibt dem Krankenhaus für diesen Fall nur zwischen 3 - 6 Million Rupiah pro Patient. Also nur r ein Medikament kann BPJS sogar nicht abdecken. 

Indonesien ist ein tropisches Land. Die Zahl der Infektionskrankheiten sind besonders hoch. Noch überraschend ist, dass die Zahl nicht infizierte Krankheiten noch höher mit dem Anteil 59,5% in 2007. Die erste häufigste Ursache ist Schalganfall, gefolgt mit Hipertention, Diabetes, und Karzinom.

Wie schon beschrieben, dass die ärmere Bevölkerung fast keine Chanche medizinische Versorgung erreichen. Das Dompet Dhuafa Hospital gibt ihnen die Gelegenheiten dafür. Die Finanzierung des Krankenhauses wird durch spenden gewährleistet und eine maximale Qualität der Behandlung wird erreicht.

Dompet Dhuafa Hospital ist ein Krankenhaus Typ D. Das heiβt, das Krankenhaus kann Patienten nur allgemeinen Service geben. Wie z.B Patienten mit allgemeinem Beschwerden. Nicht alle Fachärzte sind in Dompet Dhuafa Hospital verfügbar. Es gibt nur Internisten, Neurologe, Gynäkologe, Pulmonologe  und Chirurge. Hier gibt es keinen Service wie z.B CT oder MRT Diagnostik, keine Herzspezialisten, HNO- oder Augenarzt. Die Patienten müssen dann zu anderem Krankenhaus (Typ C, B oder A) überwiesen werden. Im Gegensatz dazu haben Krankenhäuser mit Typ A Vollaustattung. Alle Arztspezialisten und Subspezialisten sind in Krankenhäuser Typ A verfügbar. Krankenhäuser Typ A legen als zentrale Krankenhauser (Top Referral Hospital) fest.

Ich habe hier in der Notaufnahme von 8 Uhr bis um 17 Uhr famuliert. Das Personal der Notaufnahme besteht aus einem Arzt (allgemein Arzt) und 3 Krankenpfleger. Im März ist die Regenzeit und die Häufigkeit an Denguefieber zu erkranken steigt almählich, da viele Orte voll mit Wasser sind und ist einer der optimalsten Orte für die Vermehrung von Krankheitserregern z.B Aedes Aegepty Mücke. Indonesien ist auch das 2. Häufigste Land mit Denguefieber-Erkrankung, was nach Brasilien, im Durchschnitt 1.125 Todesfälle zwischen 2009-2011 besitzt. Fast jeden Tag kommen neue Patienten, insbesondere Kinder zur Notaufnahme mit hohem Fieber was mehrere Tage hält. Wenn beim Patienten nach der körperlichen Untersuchung Denguefieber noch in Frage stand, wurde eine Blutuntersuchung durchgeführt. Hierbei ist die Thrombozytenzahl entscheidend.

Patienten kamen zur Notaufnahme mit unterschiedlichem Beschwerden. Meine tägliche Aufgabe war es zum Beispiel Blut abnehmen, Infusion geben oder Katether anlegen. Bei Patienten die noch Kinder waren hatte ich jedoch Schwierigkeiten. Ich hatte die Gelegenheit 3 Mal bei unbewussten Patienten eine Magensonde einzulegen, was leider nicht geklappt hat, da die Sonde immer zur Lunge ging.

Während meiner Famulatur gab es drei Fälle, wo sich Studenten miteinander gestritten haben. Sie kamen zur Notaufnahme mit offenen Verletzungen, da sie sich gegenseitig mit Messer oder Steine abgeworfen hatten. Solche Fälle sind in einigen Städten üblich. Der Grund des Streites ist jedoch meistens für unnötige Probleme z.B Frauen oder Beleidigung. Die Ärzte und Krankenpfleger gaben mir die Verantwortung, mich um diese Patienten zu kümmern. Ich führte eine Anamnese durch und behandelte  die Verletzungen sorgfältig. Die Wunden wurden erstmal mit NaCl gesäubert. Anschließend wurde mit Lidocain betäubt und die Schichten der Wunde wieder verschlossen. Praktisch die Lerntechnik vom Zusammennähen der Muskulatur, der Fettschicht und der Haut  war für mich sehr interessant.

Wie schon erwähnt wurde, ist dieses Krankenhaus speziell  für die ärmere Bevölkerung, wobei die meisten davon nicht zur Schule gehen oder nur eine niedrige Schulbildung besitzen. Deshalb haben wir Probleme dabei, die Patienten bzw. die Familien über das Vorgehen aufzuklären sowie die Diagnose zu erklären. Auch war ein Patient mit Rückenbeschwerden in der Notaufnahme, was an einem Bandscheibevorfall lag. Dieser wurde zu einem anderem Krankenhaus überwiesen, um dort weitere Diagnostik und Behandlung durchzuführen. Nach einer Woche kam er wieder zu uns und wollte nur im Dompet Dhuafa Hospital behandelt werden, da er der Meinung war dass die Krankenpfleger im anderem Krankenhaus nicht so freundlich wären wie hier. Wir haben versucht, ihm und seiner Familie zu erklären, dass hier keine weitere Diganostik durchgeführt werden kann und er somit nicht weiter untersucht werden kann. Leider wollten sie dies nicht akzeptieren.

Aufgrund hoher Behandlungskosten vermeiden die arme Leute den Arztbesuch, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Sie kommen erst,  wenn das Schmerzen nicht mehr gelindert werden kann. Wie ein alter Mann, der zur Notaufnahme wegen starkes Schmerzen im Hüftbereich gekommen  ist. Nach körperliche Untersuchung wurde er zum OP-Raum geschickt. Ich habe der Patienten begleitet und habe auch die Operation mitangeschaut. Tatsächlich gab es Perforationen auf sein Dünndarm und den Rest von seiner Nährung schon bis zu seinem Hodensack verbreitet. Während dieser OP hat den OP-Raum sehr schlecht gerochen. Ich konnte kaum glauben, wie kann er mehrere Zeit dieses Schmerzen aushalten. Ich habe dort auch die Gelegenheit Operationen zu assistieren und auch eine Warze am Rücken selbst reserzieren. Natürlich unter Beobachtung der Chirurgen. Bei einigen Krankenhäuser benutzen sie im OP-Saal keine einmalige Kittel sondern Kittel aus Stoffe, die mehrmals gewaschen werden koennen. 

Allgemein bin ich sehr zufrieden in der Heimat zu famulieren. Ich kann viele invasive Maβnahmen üben, als Chirurgin probieren und auch viele andere Erfahrungen sammeln. Anders als in Deutschland habe ich hier mit vielen tropische- und infektionskrankheit beschäftigt . Ich kann auch mit Patienten sehr flüssig kommunizieren, da die Sprache meine Muttersprache ist. Einige Kritik für das Gesundheitssystem in Indonesien nämlich das neue Krankenversicherungssystem (BPJS). Hoffentlich wird nicht nur das System verbessert, sondern auch die Qualität von der Versorgung. Das eigentliche Ziel ist das Gesundheitssystem wie in Deutschland, dass alle Bevölkerung gleiche Chanche haben gute medizinische Versorgung zu bekommen.

2 comments:

  1. Liebe Syifa,

    Hallo! Mein Name ist imma und komme auch aus Indonesien. ich habe deinen Artikel über deine Erfahrung bei der Famulatur in Indonesien gelesen. Das war echt interessant. Ich hoffe auch auf Verbesserung des Systems (z.B. Krankenversicherung, die Qualität der Bedienung, usw) im Bereich Gesundheit in Indonesien. Das ist immer mein Traum, dass in Zukünft die arme Bevölkerung kein Angst mehr hat, sie sich ins Krankenhaus untersuchen zu lassen. Wegen des zu hohen Kostens der im Krankenhaus Untersuchung lassen sie ihre Erkrankung bis zum schlechstesten Zustand ihres Körpers, obwohl das zu hoherem Kosten führt. Enige Menschen haben Angst vor das Marketing im Krankenhaus,z.B ; Wenn man ins Krankenhaus seinen Körper untersuchen lässt, und nachdem Diagnostik der Kranken, bekam er ein Rezept für Medikamente. gibt aber auch manchmal einige Ärzte, die durch die Rezepte eine Gewinnung kriegen wollen. d.h sie schreiben im Rezept bestimmter Marke eines Medikaments, die teuerer sind.
    Du bist wirklich ein gutes Vorbild Syifa. ich kenne dich nicht aber dachte ich , dass du eine gute Ärztin wirst.
    für mich durch dein Blogspot bekam ich viele Infos, danke dir!
    Ich studiere gerade beim Landesstudienkolleg Halle und habe auch vor, dass ich nach dem Kolleg Medizin studieren möchte. ich wünsche dir immer wieder Erfolg bei deinem Studium.
    Wahrscheinlich werde ich mehrmals zu deinem Blog gucken :), weil der Inhalt mir gefällt.
    Ich wollte dich personal kontaktieren, wenn du willst.
    Hier ist meine Emil-adresse imma.soedibyo@gmail.com.
    es wäre super, wenn du deine Erfahrung zu mir teilen kannst :)
    Ich wünsche dir noch immer schoöne Tage,

    mit freundlichem Grußen,
    Imma :D

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    1. Hey hey Imma! Danke dass du meinen Artikel gelesen hab. Ich glaub ich hab dich schon in Instagram gefolgt ;) Ich hatte damals auch Studienkolleg Halle besucht. Wenn du vlt. Fragen über Medizin oder etwas anderes hast, schreib mir einfach ok ;)

      Dir wünsche ich alles Gute und viel Erfolg fürs Studium!

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