Ich war am Anfang meiner Famulatur in der Heimat nicht
sehr begeistert. Schon vor 6 Monaten bewarb ich mich an einem privaten
Krankenhaus für die Famulatur. Da es in Indonesien nicht üblig ist, dass
Medizinstudenten vor der PJ-Zeit schon im Krankenhaus ihr Praktikum absolvieren, habe ich in den
Bewerbungsunterlagen eine Liste über meine Tätigkeiten angegeben. Diese Liste
diente zur Orientierung für das Personal, um die benötigten Informationen
während der Famulatur zu erläutern. Dazu gehörten z.B Patienten anamnese,
Katether anlegen, Blut abnehmen, intubieren, Verband wechseln, EKG anlegen und
Operation assistieren usw.
Am 1. Tag meiner Famulatur wurde mir vom Leiter nur
erlaubt zu beobachten. Die
Patienten-anamnese darf nur mit Begleitung der Krankenpflege durchgeführt
werden. Invasive Maβnahmen durfte ich kaum. Da es
ein privates Krankenhaus ist, wo Patienten privat bezahlen müssen und es
sich meistens um angesehene Patienten handelt, möchte das Krankenhaus nicht die
Patienten von noch-nicht-examinierte medizinischem Personal untersuchen lassen.
Ich konnte dort leider nicht ein
Monat lang ohne praktische Aktivitäten bleiben, weshalb ich direkt ein anderes
Krankenhaus kontaktiert habe. Das zweite Krankenhaus, was ich gefunden hatte
war das RS Dompet Dhuafa Hospital. Auch dies ist ein privates Krankenhaus,
jedoch dient es für die ärmere Bevölkerung. Mein Pflegepraktikum im Jahr 2013
hatte ich ebenfalls hier absolviert.
Das Gesundheitssystem in
Indonesien ist anders als in Deutschland. Die Patienten müssen die
Behandlungskosten selbst zahlen. Eine geringe oder ausführliche Behandlung ist
abhängig vom Patienten, ob sie viel Geld haben oder nicht. Die Gesundheit wird
hier auch oft als Business-marketing
missbraucht. Kein Wunder, wenn die Behandlungskosten unterschiedlich teuer sind
und die ärmere Bevölkerung nicht d ie Möglichkeit für eine ausführliche medizinische Versorgung besitzt.
Seit 2014 wurde jedoch ein neues System eingeführt. Das neue Versicherungssystem heiβt
BPJS, verpflichtet die Pflicht für Beamte, Armee und Polizei. Die normale Bevölkerung
sollten auch die Versicherung haben. Das neue Versicherungssystem wird aber
noch diskutiert, viele Pro und Kontra dazu. Viele indonesische Bevölkerung sind
damit unzufrieden. Das Problem ist, BPJS gibt die Krankenhäuser sehr niedrige
Versorgungskosten. Dadurch geben viele Krankenhäuser schlechte Behandlung zu
ihren Patienten. Ich nehme ein Beispiel. Ein Patient mit totalem Verschluβ der
Herzkranzgefäβe kommt ins Krankenhaus. Er sollte mit Fibrinolitik wie Alteplase
behandelt werden. Alteplase 100mg kostet ungefähr 7,6 Million Rupiah. BPJS gibt
dem Krankenhaus für diesen Fall nur zwischen 3 - 6 Million Rupiah pro Patient.
Also nur für ein Medikament kann BPJS
sogar nicht abdecken.
Indonesien ist
ein tropisches Land. Die Zahl der Infektionskrankheiten sind besonders hoch.
Noch überraschend ist, dass die Zahl nicht infizierte Krankheiten noch höher
mit dem Anteil
59,5% in 2007. Die erste häufigste Ursache ist Schalganfall, gefolgt mit Hipertention, Diabetes,
und Karzinom.
Wie schon beschrieben, dass die ärmere Bevölkerung fast keine Chanche medizinische Versorgung erreichen. Das Dompet Dhuafa Hospital gibt ihnen die Gelegenheiten dafür. Die
Finanzierung des Krankenhauses wird durch spenden gewährleistet und eine maximale
Qualität der Behandlung wird erreicht.
Dompet Dhuafa Hospital ist ein
Krankenhaus Typ D. Das heiβt, das
Krankenhaus kann Patienten nur allgemeinen Service geben. Wie z.B Patienten mit allgemeinem Beschwerden. Nicht alle
Fachärzte sind in Dompet Dhuafa Hospital verfügbar. Es gibt nur Internisten, Neurologe, Gynäkologe, Pulmonologe und Chirurge. Hier gibt es keinen Service wie
z.B CT oder MRT Diagnostik, keine Herzspezialisten, HNO- oder Augenarzt. Die Patienten müssen dann zu anderem Krankenhaus (Typ C, B oder
A) überwiesen werden. Im Gegensatz dazu haben Krankenhäuser mit Typ
A Vollaustattung. Alle Arztspezialisten und Subspezialisten sind in Krankenhäuser
Typ A verfügbar. Krankenhäuser Typ A legen als
zentrale Krankenhauser (Top Referral Hospital) fest.
Ich habe hier in der Notaufnahme von
8 Uhr bis um 17 Uhr famuliert. Das Personal der Notaufnahme besteht aus einem Arzt (allgemein Arzt) und 3
Krankenpfleger. Im März ist die Regenzeit und die Häufigkeit an Denguefieber zu erkranken steigt almählich, da viele Orte voll mit
Wasser sind und ist einer der optimalsten Orte für die Vermehrung von
Krankheitserregern z.B Aedes Aegepty Mücke. Indonesien ist auch das 2. Häufigste
Land mit Denguefieber-Erkrankung, was nach Brasilien, im Durchschnitt 1.125
Todesfälle zwischen 2009-2011 besitzt. Fast jeden Tag kommen neue Patienten,
insbesondere Kinder zur Notaufnahme mit hohem Fieber was mehrere Tage hält.
Wenn beim Patienten nach der körperlichen Untersuchung Denguefieber noch in Frage stand, wurde eine Blutuntersuchung
durchgeführt. Hierbei ist die Thrombozytenzahl entscheidend.
Patienten kamen zur Notaufnahme
mit unterschiedlichem Beschwerden. Meine tägliche Aufgabe war es zum Beispiel
Blut abnehmen, Infusion geben oder Katether anlegen. Bei Patienten die noch
Kinder waren hatte ich jedoch Schwierigkeiten. Ich hatte die Gelegenheit 3 Mal
bei unbewussten Patienten eine Magensonde einzulegen, was leider nicht geklappt
hat, da die Sonde immer zur Lunge ging.
Während meiner Famulatur gab es
drei Fälle, wo sich Studenten miteinander gestritten haben. Sie kamen zur Notaufnahme
mit offenen Verletzungen, da sie sich gegenseitig mit Messer oder Steine
abgeworfen hatten. Solche Fälle sind in einigen Städten üblich. Der Grund des
Streites ist jedoch meistens für unnötige Probleme z.B Frauen oder Beleidigung.
Die Ärzte und Krankenpfleger gaben mir die Verantwortung, mich um diese
Patienten zu kümmern. Ich führte eine Anamnese durch und behandelte die Verletzungen sorgfältig. Die Wunden wurden
erstmal mit NaCl gesäubert. Anschließend wurde mit Lidocain betäubt und die
Schichten der Wunde wieder verschlossen. Praktisch die Lerntechnik vom Zusammennähen der Muskulatur, der Fettschicht und der
Haut war für mich sehr interessant.
Wie schon erwähnt wurde, ist
dieses Krankenhaus speziell für die
ärmere Bevölkerung, wobei die meisten davon nicht zur Schule gehen oder nur
eine niedrige Schulbildung besitzen. Deshalb haben wir Probleme dabei, die
Patienten bzw. die Familien über das Vorgehen aufzuklären sowie die Diagnose zu
erklären. Auch war ein Patient mit Rückenbeschwerden in der Notaufnahme, was an
einem Bandscheibevorfall lag. Dieser wurde zu einem anderem
Krankenhaus überwiesen, um dort weitere Diagnostik und Behandlung durchzuführen.
Nach einer Woche kam er wieder zu uns und wollte nur im Dompet Dhuafa Hospital
behandelt werden, da er der Meinung war dass die Krankenpfleger im anderem
Krankenhaus nicht so freundlich wären wie hier. Wir haben versucht, ihm und
seiner Familie zu erklären, dass hier keine weitere Diganostik durchgeführt
werden kann und er somit nicht weiter untersucht werden kann. Leider wollten
sie dies nicht akzeptieren.
Aufgrund hoher Behandlungskosten
vermeiden die arme Leute den Arztbesuch, wenn sie gesundheitliche Probleme
haben. Sie kommen erst, wenn das
Schmerzen nicht mehr gelindert werden kann. Wie ein alter Mann, der zur
Notaufnahme wegen starkes Schmerzen im Hüftbereich gekommen ist. Nach körperliche Untersuchung wurde er
zum OP-Raum geschickt. Ich habe der
Patienten begleitet und habe auch die Operation mitangeschaut.
Tatsächlich gab es Perforationen auf sein Dünndarm und den
Rest von seiner Nährung schon bis zu seinem Hodensack verbreitet. Während dieser OP hat den OP-Raum sehr schlecht gerochen. Ich
konnte kaum glauben, wie kann er mehrere Zeit dieses Schmerzen aushalten. Ich habe dort auch die Gelegenheit Operationen zu assistieren
und auch eine Warze am Rücken selbst reserzieren. Natürlich unter Beobachtung
der Chirurgen. Bei einigen Krankenhäuser benutzen
sie im OP-Saal keine einmalige Kittel sondern Kittel aus Stoffe, die mehrmals
gewaschen werden koennen.
Allgemein bin ich sehr zufrieden
in der Heimat zu famulieren. Ich kann viele invasive Maβnahmen üben, als Chirurgin probieren und auch viele
andere Erfahrungen sammeln. Anders als in Deutschland habe ich
hier mit vielen tropische- und infektionskrankheit beschäftigt . Ich kann auch
mit Patienten sehr flüssig kommunizieren, da die Sprache meine Muttersprache
ist. Einige Kritik für das Gesundheitssystem in Indonesien nämlich das neue Krankenversicherungssystem (BPJS). Hoffentlich
wird nicht nur das System verbessert, sondern auch die Qualität von der
Versorgung. Das eigentliche Ziel ist das Gesundheitssystem wie in Deutschland,
dass alle Bevölkerung gleiche Chanche haben gute medizinische Versorgung zu
bekommen.
Liebe Syifa,
ReplyDeleteHallo! Mein Name ist imma und komme auch aus Indonesien. ich habe deinen Artikel über deine Erfahrung bei der Famulatur in Indonesien gelesen. Das war echt interessant. Ich hoffe auch auf Verbesserung des Systems (z.B. Krankenversicherung, die Qualität der Bedienung, usw) im Bereich Gesundheit in Indonesien. Das ist immer mein Traum, dass in Zukünft die arme Bevölkerung kein Angst mehr hat, sie sich ins Krankenhaus untersuchen zu lassen. Wegen des zu hohen Kostens der im Krankenhaus Untersuchung lassen sie ihre Erkrankung bis zum schlechstesten Zustand ihres Körpers, obwohl das zu hoherem Kosten führt. Enige Menschen haben Angst vor das Marketing im Krankenhaus,z.B ; Wenn man ins Krankenhaus seinen Körper untersuchen lässt, und nachdem Diagnostik der Kranken, bekam er ein Rezept für Medikamente. gibt aber auch manchmal einige Ärzte, die durch die Rezepte eine Gewinnung kriegen wollen. d.h sie schreiben im Rezept bestimmter Marke eines Medikaments, die teuerer sind.
Du bist wirklich ein gutes Vorbild Syifa. ich kenne dich nicht aber dachte ich , dass du eine gute Ärztin wirst.
für mich durch dein Blogspot bekam ich viele Infos, danke dir!
Ich studiere gerade beim Landesstudienkolleg Halle und habe auch vor, dass ich nach dem Kolleg Medizin studieren möchte. ich wünsche dir immer wieder Erfolg bei deinem Studium.
Wahrscheinlich werde ich mehrmals zu deinem Blog gucken :), weil der Inhalt mir gefällt.
Ich wollte dich personal kontaktieren, wenn du willst.
Hier ist meine Emil-adresse imma.soedibyo@gmail.com.
es wäre super, wenn du deine Erfahrung zu mir teilen kannst :)
Ich wünsche dir noch immer schoöne Tage,
mit freundlichem Grußen,
Imma :D
Hey hey Imma! Danke dass du meinen Artikel gelesen hab. Ich glaub ich hab dich schon in Instagram gefolgt ;) Ich hatte damals auch Studienkolleg Halle besucht. Wenn du vlt. Fragen über Medizin oder etwas anderes hast, schreib mir einfach ok ;)
DeleteDir wünsche ich alles Gute und viel Erfolg fürs Studium!